ROST
Eine Parodie
Besetzung : 6 D, 9 H,
Wechseldekoration
Entstanden : 1985-87, zweite Fassung
Rechte : Alle Rechte beim SEISMOCORDER VERLAG, Berlin. Frei zur
Uraufführung.
Öffentlich verfügbar im "Archiv unterdrückte Literatur" bei
http://www.stiftung-aufarbeitung.de
Drei der höchsten Teufel sind auf die
Erde heraufgekommen, beunruhigt vom Lob der Medien über eine Gesellschaft, die
sich von Ausbeutung des Menschen frei wähnt. Selbst der abergläubische Pförtner
Tanne kann sie nicht vertreiben. Die Teufel verfluchen den naiven Arbeiter Lutz
ROST mit höherer Verantwortung, machen ihn zum Meister einer
Schwarzbrotabteilung eines volkseigenen Backbetriebes in Berlin.
Voller Eifer will ROST beweisen, dass der Sozialismus dem Leben ein menschliches
Antlitz gegeben hat, muss aber verzweifelt eingestehen, dass ihm schon am ersten
Tag alles misslingt. Seine Abteilung bäckt nur Ausschuss, die Arbeitsmoral geht
gegen Null und die Maschinen funktionieren nicht. Nur durch die Verkleidung in
die strenge Direktorin Luise Rastlos und ihrer stalinistischen Einschüchterungen
gelingt es Rost, den Backbetrieb halbwegs aufrecht zu erhalten, muss jedoch auf
ein freundliches Arbeitsklima verzichten.
Zu allem Unglück verliebt er sich in die herzkranke Katharina Weide aus der
Tortenabteilung und dem teuflischen Chaos sind Tür und Tor geöffnet. Um ihr eine
Kur zu besorgen, zündet ROST eine Maschinenhalle an und lässt Rastlos einen
Tortenautomaten anschaffen. Aber der Automat versagt, Weide darf die Kur nicht
antreten und lässt mit Rosts Kind auch die Zukunft abtreiben.
ROST kann nicht die Schwächen des Systems beseitigen. Für eine größere
Menschlichkeit erweist sich die Produktivität als zu gering. Und die Ausbeutung
des Menschen ist noch längst nicht beendet. So triumphieren am Ende die Teufel,
die sich nicht von dieser Erde vertreiben lassen.
In dieser Parodie des berühmten Stückes "DER
GUTE MENSCH VON SEZUAN" wird mit
Brechts filigraner Dramaturgie spiegelverkehrt argumentiert, ohne für eine
politische Restauration einzutreten.
SEISMOCORDER VERLAG, Berlin
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